Die finnische Saunakultur
Saunen hat in Finnland eine Jahrtausende alte Tradition. Diese Tradition wird gehegt, gepflegt und liebevoll gelebt. Die gesundheitlichen Aspekte der Sauna sind vielfältig: beruhigend, kräftigt die Nerven und Muskeln, reinigt die Haut und Seele. Ein weiterer, elementarer Teil ist der soziale Aspekt des Saunierens, welches von den Finnen sehr geschätzt wird. Auf eine Sauna in Finnland kommen drei Personen. Somit hat quasi jeder Zugang zu einer Sauna und es gibt wohl kaum einen Finnen, der noch nie in einer Sauna war. Die Saunakultur wird auch schon früh an die nächste Generation weitergegeben: Mit circa 6 Monaten können (finnische) Babys ihre ersten Saunaerfahrungen machen. Es gibt viele Varianten der „finnischen Sauna“ oder der Sauna in Finnland:
- Die Blocksauna ist üblich im Zusammenhang mit dem „mökki“, das Ferienhaus im Wald
- Die Rauchsauna ist die ursprünglichste Art zu saunen
- Die moderne Variante sind elektrische Saunaöfen, da sie sich für Mehrfamilienhäuser eignen
Doch in allen wird die gleiche Tradition gelebt. Die Sauna lebt vom Aufguss, vom „Vihta“ (der Birkenquast) und der Gesellschaft. Auch wenn der Finne sonst eher zurückhaltend ist, in der Sauna ist er gesellig und gesprächig. Das Ambiente wird fast unwichtig, wenn Familien zusammen am Samstag zusammen saunen, Jugendliche beim Feiern zu Hause mitten in der Nacht die Sauna anmachen oder Geschäftspartner – inländische wie ausländische – nach Feierabend in die Sauna eingeladen werden. Grundsätzlich sind in der finnischen Sauna alle nackt – daher sind auch getrennte Saunen in Finnland üblich. Außerhalb der Familie gehen Männer und Frauen nicht gemeinsam in die Sauna. Die Nacktheit in der Sauna hat noch einen anderen Effekt: Alle sind gleich. Es spielt keine Rolle, welche berufliche Position oder wieviel Geld jemand besitzt. Deshalb gehört auch die Sauna in Finnland zum Geschäftsleben dazu. Dort werden die eigentlichen Verhandlungen geführt und die Grundlage für Kompromisse geschaffen. Auch wenn es sich anhört, dass Finnen immer und mit jedem in die Sauna gehen, ist dem nicht ganz so. Die Sauna ist heilig und eine Einladung eine Auszeichnung und ein Vertrauensbeweis. Ebenso unhöflich ist es, eine Einladung zu einem Saunaabend abzulehnen.
Doch was gehört nun zur „finnischen Sauna“?
- Das wohl gewöhnungsbedürftigste „Utensil“ ist die Saunawurst. Traditionell wird die Saunawurst (eine Art Fleischwurst) direkt auf die Steine des Saunaofens gelegt, die während des Saunagangs erwärmt wird. So ist dann auch das Abendessen fertig und das Kochen hat die Sauna erledigt. Durch die Verbreitung der Elektroöfen hatten die Finnen vor einiger Zeit ein gewaltiges Problem: Das Fett tropfte durch die Steine in den Ofen, was den elektrischen Saunaöfen nicht gefallen hat und kurzerhand in Flammen standen. Um trotzdem noch auf den Genuss der „Saunamakkara“ zu kommen entstanden diverse „Zubereitungshilfen“ wie z.B. die Wurstplatte oder die Wurströhre. Die Wurstplatte ist eine flache Schale aus rostfreiem Stahl, die mit einem Haken über dem Saunaofen befestigt wird. So kann kein Fett der Saunawurst in den Ofen tropfen. Die Wurstplatte eignet sich nicht nur für die Saunawurst: Auch belegte Fladenbrote, Ofenkartoffeln und sogar Aufläufe können auf der Wurstplatte zubereitet werden. Wichtig ist nur bei den Zutaten darauf zu achten, dass sie vorgegart sind und nur erwärmt werden müssen. Die Wurströhre ist ein einseitig geschlossenes „Rohr“ aus Speckstein, in welches die Saunawurst geschoben wird. Die Wurströhre wird, wie früher die Saunawurst, direkt auf die Saunasteine gelegt. Der Speckstein erhitzt sich und erwärmt so die Wurst. Die kleine Vertiefung am Ende der Wurströhre sammelt das Fett, damit es abtropfen kann, die Wurst aber nicht im eigenen Fett schwimmt. So wird die Saunawurst so knackig, wie die Finnen es gewohnt sind.
- Jeder kennt sie, die zusammengebundenen Äste des Birkenbaums, mit denen sich die Finnen in der Sauna „auspeitschen“. Die Birkenrute oder der Birkenquast („vihta“) ist in Finnland absolute Normalität. Dort wird keiner über die wohltuende und gesunde Tradition schmunzeln, die Haut mit den weichen Birkenblättern durch ganz leichte Schläge zu massieren. Es fördert ein gesundes Hautbild, entsorgt abgestorbene Hautschuppen und regt die Durchblutung an. Das getrocknete Birkenbündel wird rechtzeitig, am besten ein bis zwei Stunden, vor dem Saunabad in warmes Wasser gelegt. Das Wasser kann man als Aufgusswasser benutzen – so erhält man einen ganz natürlichen Birke-Aufgussduft.
- Teer. Damit ist nicht Asphalt gemeint oder die ungesunden Zusätze in Tabakwaren, sondern der natürliche Teer, der durch das Verbrennen von Holz entsteht. Mit Teer dichtete man früher Schiffe und Dächer ab, und Schlitten, Gartengeräte und Werkzeuge wurden geteert. Ebenfalls als Kosmetik wurde Teer benutzt, wie auch zu medizinischen Abhilfe bei Husten und anderen Beschwerden. Die Verwendung von Teer in der Kosmetik wird wiederentdeckt. Teershampoo beispielsweise ist gesund, vermindert Juckreiz und Schuppen auf der Kopfhaut und eignet sich besonders für stark fettendes Haar. Auch in unserer Saunahonigcreme wird Teer verwendet. Teer gibt es natürlich auch traditionell als „Duft“ für den Saunaaufguss – Teergeruch ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ein altes Sprichwort sagt: Wenn Teer, Schnaps und Sauna nicht helfen, gibt es keine Hilfe mehr.